Mad Jake

MAD JAKE

Ob sie nun wie hier Stonewall County oder sonstwie heißen mögen - abgelegene ländliche Gegenden, bevorzugt in Texas/USA, sind stets dankbare Schauplätze für Metzel- und Teenie-Slasher-Filme à la TCM oder FRIDAY THE 13TH, denn nur hier trifft man noch auf den originären Hinterwäldler, leicht erkennbar an Latzhose, kariertem Baumfäller-Hemd, Schirmmütze und naiv-irrem Grinsen, der weitaus geschickter mit Messer und Hackebeil umzugehen weiß als mit Kugelschreiber und Taschenrechner.

Echte Handarbeit gilt hier noch was und ahnungslose Touristen, bzw. Camper und tumbe Teenies stellen das bevorzugte Rohmaterial dar. So auch in den Wäldern von Stonewall County, wo Papa Mad Jake mit seinen zwei Söhnen Tyron und Roy, der eine ein ewig grinsender Psychopath, der andere ein schwachsinniger Fleischklops, einen ganz speziellen Abschleppdienst betreibt - 24-Stunden-Service versteht sich. Damit das Geschäft floriert, wird hin und wieder mal nachgeholfen und das ein oder andere Fahrzeug absichtlich in den Straßengraben befördert. Doch nicht den Autos, sondern den Insassen gilt das Interesse, denn Papa Jake hat die Zeichen der Zeit erkannt und ist auf menschliche Ersatzteile umgestiegen. Herz, Leber, Lunge und andere nutzbare Innereien werden an den örtlichen Chirurgen verschachert, wobei Papa Jake, ganz der Hobby-Heimwerker, mit Schlagbohrer, Pferdespritze und Elektromesser bei der portionsgerechten Zerlegung der Opfer selbst mit unbändiger Freude zu Werke geht. Die halb zerlegten Personen werden derweil in der abbruchreifen Scheune mit Hilfe von Benzinmotoren, zu Kathetern umfunktionierten Benzinleitungen und anderen zweckentfremdeten Landmaschinen am bedauernswerten Leben erhalten.

Auch die Familie Evans aus Atlanta macht die unfreiwillige Bekanntschaft mit Jake & Söhnen. Vater Evans wird später seine Leber vermissen, Mutter Evans kann ihren Augen nicht mehr trauen (schließlich sollte jeder mal die Möglichkeit bekommen, die Welt mit anderen Augen zu sehen!) und der Kopf des Sohnemanns wird im Einmachglas aufbewahrt. Der gutaussehenden, doch leider gelähmten Tochter April verhilft Papa Jake mittels obskurer Injektionen wieder zum Gehen, da sie ihn an seine verstorbene Frau erinnert, die übrigens noch im Ehebett vor sich hinmodert. Aber April weiß solcherlei Zuwendung wenig zu schätzen und setzt bei ihrer Flucht Papa Jake in Brand und Sohn Tyron mittels Auffahrunfall außer Gefecht. Der depperte Filius Roy schließlich sammelt die Überreste wieder ein und verspricht, die Familientradition fortzusetzen.

Wer auf die in den Credits angekündigten "Special Effects by..." wartet, wird enttäuscht sein, denn nach der nicht übersehbaren FSK-Bearbeitung sind nur mehr ein paar Spritzer Blut hier und da und ein offener Brustkorb im Hintergrund übrig geblieben. Da die Inszenierung zwar uninspiriert, aber ohne große logische Schnitzer über die Bühne gebracht wird, die Schauspielerleistungen dem Sujet angemessen sind und in die Story so ziemlich alles von COMA über MOTEL HELL bis RE-ANIMATOR reingepackt wurde, ist dennoch ein recht brauchbarer Zeitkiller übrig geblieben. Stellenweise schafft der Film es sogar, so etwas wie Atmosphäre entstehen zu lassen, obwohl diese dann eher wie aus zweiter Hand wirkt - filmisch recycelt und runderneuert.

Bewertung: 5 Punkte

  • USA 1990
  • Regie: Tucker Johnston
  • Produktion: Martin J. Fisher. Ken C. Sanders
  • Drehbuch: Tucker Johnston, Ken C. Sanders
  • Kamera: Michael Karp
  • Musik: Tim Temple
  • Darsteller: Danny Nelson, Christian Hesler, Ralph Pruitt Vaughn, Lori Birdson, Ray Walston, Laura Whyte, John Saxon
  • FSK: 18
  • 90 Minuten
  • Scala Video